Aspekte - die mir beim Ausdrucksmalen wichtig sind

Mit verschiedenem Malwerkzeug Farbe auftragen.
Ehrlich gesagt fällt es mir schwer Ausdrucksmalen zu beschreiben, ich habe noch nie etwas Vergleichbares erlebt. Am meisten ähnelt es für mich einer
Detektivarbeit
. Es gibt ein weißes Blatt, jede Menge Farben und sehr viel Malwerkzeug. Man selber ist Detektiv und Täter zugleich. Das ist das Ungewöhnliche. Ein Detektiv, der seine eigenen Spuren legt – und sich selbst auf der Spur ist, (aber nicht weiß, welcher Aspekt seinen Seins sich zeigen will).

Motivsuche
Wenn der Detektiv seine Spuren gelegt hat sucht er im Bild das Motiv (– in unserem Fall das Bildmotiv). Wenn er es finden will, muss er offen sein für das, was sich zeigen will. Unvoreingenommen. Absichtslos.

Die Arbeit mit dem inneren Kritiker
Auf dem Weg dahin hat der Detektiv vielleicht mit seiner Ungeduld zu kämpfen, die Suche kann mühsam sein – oder auch ganz leicht. Wenn er das Motiv entdeckt hat, muss er vielleicht mit anderen Schwierigkeiten kämpfen – das Bild gelingt z.B. nicht so gut wie erhofft – dann muss er Frieden schließen mit den eigenen Fähigkeiten. Oder ihm gefällt nicht, dass er schon wieder dasselbe malt. In beiden Fällen haben wir es mit dem inneren Kritiker zu tun, der immer will, dass wir perfekt sind.
Mir persönlich ist zum Beispiel beim Ausdrucksmalen erst klar geworden, das ich perfektionistisch bin, denn sowohl in der Schule, als auch im Studium war ich nie besonders ehrgeizig, was die Zensuren anbetrifft. Beim Malen wurde mir klar, ich wollte nicht nur gut, sondern ganz besonders sein. Ein in meinen Augen “langweiliges“ Bild konnte mich schon wirklich runterziehen.

Das Gemeinsame zu sehen verbindet
In unserem Ausbildungskurs bei Laurence Fautheringham habe ich auch erlebt, dass ALLE ein Problem mit dem Perfektionismus hatten und es für uns alle die Arbeit war, uns liebevoll so anzunehmen wie wir malen können, und so wie wir sind.
Das zu sehen verbindet. Zu sehen, dass wir alle auf dem Weg sind und unser Bestes versuchen voranzuschreiten und mit Hindernissen umzugehen. Auch dass wir uns gezeigt haben mit unseren Schwierigkeiten und Ängsten, aber auch mit unserem großen Potenzial. Zu sehen, dass alle kleinere und größere Schritte gemacht haben auf dem mutigen Weg sich selbst zu finden und sich ernst zu nehmen mit den eigenen Bedürfnissen.

Das fertige Bild wertschätzen und uns unserer Ressourcen bewusst werden
Wenn das Bild dann fertig ist, kann ich vielleicht meine momentane Situation aus einem neuen Blickwinkel betrachten oder mir meiner Ressourcen bewusst werden. So kann ich wieder Mut schöpfen und die Kraft finden mich erneut auf den Weg zu machen – z.B. mit etwas mehr Humor und Leichtigkeit.